Wolfgang Ziffer wurde am 26. Oktober 1940 in Wuppertal geboren. Nach seiner Schauspielausbildung kam er nach mehreren Engagements an das renommierte Schillertheater in Berlin. Dort überredete ihn Thomas Danneberg (deutsche Stimme von Sylvester Stallone) doch einmal mit ins Synchronstudio zu kommen.
2022 schied Wolfgang Ziffer aus dem Leben, doch seine Roboter-Rollen sind unsterblich. Wolfgang Ziffer erweckt nicht nur die Einsen und Nullen des goldenen Protokolldroide C-3PO (ab „Star Wars: Episode I“, 1999) sondern auch von der friedlichen Kampfmaschine Nr. Fünf („Nummer 5 lebt!“, 1986) zum Leben. Bereits zuvor wurde Wolfgang Ziffer vor allem für exaltierte Figuren besetzt.
Entweder als der verrückte „Roger Rabbit“ oder Jafars temperamentvoller Papagei, der roten Ara Jago im Disney-Klassiker „Aladdin“ (1992). Auch im animierten Kultfilm „In einem Land vor unserer Zeit“ (1988) ist Wolfgang Ziffer als der ängstliche Flugsaurier Petrie zu hören, welcher seine Grammatik spleenig durcheinanderbringt („Ich gefliegt“). Im Anime-Urgestein „Dragon Ball“ hört man ihn als den heiligen Drachen Shenlong, welcher erscheint, wenn man alle sieben Dragon Balls sein Eigen nennt.
Darüber hinaus betätigte sich Wolfgang Ziffer abseits des Mikrofons als Synchronregisseur und Dialogbuchautor und bescherte uns erstklassigen Fassungen von Serien wie „Detektiv Conan“ und „The Mentalist“ oder Spielfilmen wie „Parasite“ (2019), sowie Dialogbuch und -Regie für die Biopics „Van Gogh - An der Schwelle zur Ewigkeit“ (2018) und „Astrid“ (2018). Seine letzte Regiearbeit ist der koreanischen Mysterythriller „Die Frau im Nebel“ (2022) gewesen.
Viel Spaß mit dem letzten exklusiv Interview des großartigen Synchronsprecher und -Regisseur Wolfgang Ziffer:
Wolfgang Ziffer war bis 1993 mit der Schauspielerin Edeltraut Elsner verheiratet. Die gemeinsame Tochter Julia Ziffer (geb. 1975) ist ebenfalls Synchronsprecherin. Man kennt sie als Stimme von Mena Suvari in „American Beauty“ oder der Figur Chichi aus "Dragon Ball Z".
Warum er vor allem für Trickfiguren besetzt wurde und wird, kann sich Wolfgang Ziffer selbst nicht so recht erklären. Es hat sich einfach so ergeben. Dass es vor allem an seiner extrem großen Stimmcharge liegt, verschweigt er im Interview ein wenig. Da kommt die Bescheidenheit zum Tragen. Ziffers Stimme, wenn er Roger Rabbit oder Papagei Jago aus Aladdin spricht, ist seine normale Sprechstimme kaum herauszuhören. Wie hochgepitcht und mit Effekten versehen klingt sie. Überdreht, ein wenig krächzig, immer am Limit. Ist das nicht anstrengend?
„Roger Rabbit war schon anstrengend. Nach einem Tag im Synchronstudio kann ich abends keinen Hamlet mehr spielen“, sagt er uns im Interview und lacht.
In der Tat unfassbar eindrucksvoll ist die Stimme, die er dem weißen Cartoon-Hasen Roger Rabbit im Film „Falsches Spiel um Roger Rabbit“ (1988) verleiht. Hier ein Ausschnitt vom Beginn des Films:
Nicht minder beeindruckend ist Wolfgang Ziffers Performance als hinterhältiger Papagei und Adjutant des Bösewichts Djafar aus Disneys Trickfilm „Aladdin“ (1992). Der große Erfolg des Films brachte zwei Fortsetzungen und eine Serie. Dort wurde Jago allerdings nicht mehr von Ziffer, sondern von seinem auch in Trickfilmstimmen erprobten Kollegen Michael Pan synchronisiert.
Hier hören wir Papagei Jago in einer Szene aus „Aladdin“ (1992):
Doch Wolfgang Ziffer hat auch viele Roboter gesprochen. Neben dem aus „Star Wars" bekannten C-3PO auch den futuristischen Superroboter Nr. 5, der Ende der 80er Jahre mit zwei Filmen bedacht wurde: „Nr. 5 lebt“ (1986) und „Nr. 5 gibt nicht auf“ (1988).
Hier eine Szene mit dem „coolen“ Nr. 5, Gangster-Style der 80er Jahre:
C-3PO, der androgyne, tollpatschige und etwas illoyale Droide aus „Star Wars" wurde zu gleichen Teilen von Joachim Tennstedt und von Wolfgang Ziffer synchronisiert. Tennstedt sprach ihn in den ersten drei Star Wars-Filmen. Zu Beginn der neuen Trilogie (die Prequels Episode 1-3) wollte George Lucas höchstpersönlich eine andere deutsche Stimme für C-3PO und besetzte den erfahrenen Wolfgang Ziffer auf den Droiden. Ziffer synchronisierte den goldenen Blechmann in allen 3 Prequels und ebenso in den anschließenden Animationsserien „Star Wars: The Clone Wars“ und „Star Wars: Rebels“. Ab Episode 7 „Das Erwachen der Macht“ übernahm dann wieder Tennstedt die Synchro von C-3PO. Da soll noch einer durchsehen! In der Tat haben beide Sprecher ihre jeweiligen Fürsprecher, die „Star Wars"-Fangemeinde ist groß genug. Persönlich ist aber kein allzu großer Unterschied zwischen Ziffers Version und Tennstedts Original zu hören. Tennstedt klingt lediglich ein wenig weicher. Im Original steckt übrigens ein echter Mensch im goldenen Blechkostüm: der Brite Anthony Daniels. Er steckt seit 1977 in allen Star Wars-Filmen hinter der güldenen Maske und leiht dem Droiden auch seine Stimme.
In folgendem Zusammenschnitt hören wir mal C-3POs Originalstimme Anthony Daniels', eindeutig mit gehobenem britischen Akzent:
Eine der großen erfolgreichen Fernsehserien der 80er Jahre war ohne Frage „Trio mit 4 Fäusten“. Dort synchronisierte Wolfgang Ziffer den nerdigen Wissenschaftler Murray, gespielt von Thom Bray. Zusammen mit den gutaussehenden, ledigen Privatdetektiven Nick Ryder und Cody Allen war er Mitglied der Agentur Riptide (so hieß die Serie auch im Original). Thom Bray übernahm die komödiantische Rolle in der Serie und konnte in jeder Folge mit einer absurden, hilfreichen, aber immer etwas komischen Erfindung dienen und sorgte damit oft für Lacher. Viele große und langlebige Serienrollen waren Wolfgang Ziffer nicht vergönnt, er wurde immer sehr auf seine etwas exaltierte und krächzige Trickstimme besetzt, dabei hat seine normale Sprechstimme durchaus Qualitäten. Schade ist das trotzdem nicht: Ziffers Stimme hat einen einzigartigen Klang und sichert ihm einen Platz unter den deutschen Synchron-Ausnahmetalenten. Sofort wiedererkennbar und unfassbar gut.
Der Vrospann von "Ein Trio mit vier Fäusten“ – Wolfgang Ziffer als Murray (gespielt von Thom Bray):
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